k. u. k. Lechner Müller Hof und Univ.- Buchhandlung

Die Schiller-Feier zum 100. Geburtstag

Am 25. Juni 1826 ging die Härter´sche Buchhandlung in den Besitz des 1785 in Eisenstadt geborenen Michael Lechner über, der sie unter seinem Namen weiterführte. Er verlegte den Härter´schen Buchladen vom Kohlmarkt in das nachmalige Palais Seillern, Ecke Essiggasse – Bäckerstraße, und führte ihn dort zuerst als Antiquariat. Aus Michael Lechners Ehe entsprossen 13 Kinder. Sein Sohn Rudolf Lechner (geboren 1822), trat nach Absolvierung seiner philosophischen Studien an der Universität 1842 in die Handlung seines Vaters ein, führte sie nach dessen Tod für die Erbengemeinschaft weiter und übernahm sie 1847 selbständig. Rudolf Lechner verlegte seine Buchhandlung aus der Wollzeile-Gegend zum Stock-im-Eisen-Platz.

Im Jahre 1874 wurde die Buchhandlung in die Kärntnerstrasse 10 verlegt und Rudolf  Lechner entschloss sich, seine ganze Arbeitskraft dem Verlag und vor allem dem buchhändlerischen Komissionsgeschäft zu widmen, während er das Ladengeschäft an den Buchhändler Eduard Müller und an Alfred Werner verkaufte, die es unter der Firma »R. Lechner Universitätsbuchhandlung (Müller und Werner)« fortführten.

Im Mai 1876 verlegten Müller und Werner die Lechner´sche Universitätsbuchhandlung auf den Graben Nr. 31, Ecke Graben – Stephansplatz. Ein Jahr später schied Eduard Müller aus der Firma aus und an seine Stelle trat der junge Buchhändler Wilhelm Müller, geboren 1849, ein Pastorensohn, aus dem thüringschen Städtchen Suhl.
Mit seiner Initiative und seinem jugendlichen Elan nahm das Geschäft einen ungeahnten Aufschwung. Werner brauchte einen buchhändlerischen Fachmann, da er, aus Leipzig gebürtig, ein sehr spekulativer, technisch interessierter, genialer Kopf, aus dem Bankfach kam. Kurze Zeit nach Müllers Eintritt wurde die Universitätsbuchhandlung R. Lechner » k.u.k. Hofbuchhandlung«, da viele Mitglieder des Kaiserhauses zur Kundschaft zählten. Im Jahre 1881 erhielt die Firma als wichtige Erweiterung für Jahrzehnte die Vertretung des k.u.k. militärgeographischen Institutes. Alfred Werner erkannte die Bedeutung der, damals noch in den Kinderschuhen steckenden, Amateurphotographie und gliederte dem Geschäft im Jahre 1885 den Handel mit photographischen Bedarfsartikeln und photographischen Kameras an. Alfred Werner, der zu den Gründungsmitgliedern der k.u.k. photographischen Gesellschaft in Wien zählte, schuf eine eigene Kunsttischlerei mit mechanischer Konstruktionswerkstätte, aus welcher die ersten Kameras, nach ihrem Konstrukteur, dem damaligen k.u.k. Artillerieleutnant Ludwig David »David Salonkameras«, genannt, kamen. Im Verlag der Universitätsbuchhandlung erschien aus der Feder Davids der »Ratgeber für Photographen« in unzähligen Auflagen. Werner brachte im Jahr 1887 seine bekannte »Werner Reisekamera« auf den Markt, welche sich fast 40 Jahre bei Fachmann und Amateur größter Beliebtheit erfreute. Außerdem wurde in Lechners Werkstätte mancherlei andere Konstruktionsarbeit geleistet. So baute man nach den Angaben von Ing. Franz Hafferl die ersten photogrammetrischen Kameras in Österreich, woraus sich später der Phototheodolit entwickelte. Um die stetig wachsende Kundenzahl zu informieren wurde ab 1. Mai 1889 die Zeitschrift »Lechner´s Mitteilungen aus dem Gebiete der Literatur und Kunst, der Photographie und Kartographie« herausgegeben. Ebenfalls 1889 erschien im Verlag das großangelegte Werk »Österreichisch-ungarische Nationaltrachten« 3 Serien mit 72 verschiedenen Trachtenbildern aus allen Teilen der Monarchie, unter der Leitung des Kostümmalers Franz Gaul, technischer Oberinspektor der k.u.k. Hofoper. Die Kostüme wurden dazu photographiert, im Lichtdruck vervielfältigt und dann handkoloriert. Anlässlich einer Ausstellung im Museum für Kunst und Industrie in Wien erhielt die Firma eine goldene Medaille.

 

Wien Museum, Inventarnummer HMW 18026/2

Gottfried Müller war ein österreichischer Dramaturg. Der Film Fahrraddiebe aus dem Jahr 1948, in dem er mitwirkte, gilt unter Filmkritikern als einer der besten Filme aller Zeiten. Der Sohn eines angesehenen Buchhändlers studierte in seiner Heimatstadt Wien, in Paris und Florenz Kunstgeschichte und Philosophie. 1931 erwarb er an der Universität Wien, als Schüler Strzygowskis, das Doktorat und erhielt den Doktor in Sanskrit. Von 1933 bis 1938 weilte er im Ausland. Dann kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Dramaturg bei der UFA, später bei der TOBIS. In diese Zeit fällt die Entstehung seines ersten Buches „Dramaturgie des Theaters des Hörspiels und des Films“. In Zusammenarbeit mit Wolfgang Liebeneiner intensivierte sich seine Arbeit im Film-Atelier.

Ab November 1946 ließ er sich in Mailand nieder. Er hielt Vorträge über Filmfragen und arbeitete für die italienische Filmproduktion u. a. mit Cesare Zavattini und dem Regisseur Vittorio de Sica. Im Juni 1952 erschien sein Buch „Die Theorie der Komik“.

Nach einer schweren Krebserkrankung verstarb Gottfried Müller am 10. November 1953 in Mailand.

Gottfried Müller war verheiratet mit Susanne Müller, Tochter des Architektens Gustav Sachers.

Konrad Triltsch Verlag Würzburg stellt den Geschäftsbetrieb 2003 ein.

DRAMATURGIE DES THEATERS, DES HÖRSPIELS UND DES FILMS von GOTTFRIED MÜLLER mit einem Beitrag von WOLFGANG LIEBENEINER Sechste erweiterte und verbesserte Auflage 1954 KONRAD TRILTSCHVERLAG WÜRZBURG

Seit Lessings „Hamburgischer Dramaturgie“ und Gustav Freytags „Technik des Dramas“ hat keine Dramaturgie die Praktiker und Theoretiker des Theaters so erregt und befruchtet wie — Gottfried Müllers — Dramaturgie des Theaters, des Hörspiels und des Films — Erstmals 1941 erschienen, erlebte das Buch in rascher Aufeinanderfolge sechs Auflagen. Nunmehr liegt das Werk in einer neuen, siebenten Auflage, vor. Daß sich an den grundlegenden Thesen des Buches nichts geändert hat und auch nichts zu ändern brauchte, ist in dem Charakter des Buches begründet, das zum ersten Male für weiteste Kreise verständlich die Gesetze der Dramaturgie aus den ewig gültigen Elementen des Theaters ableitet. Die enge Bindung von Theater, Hörspiel und Film ist dabei ebenso treffend wie neu gesehen und herausgearbeitet. — Was den Erfolg des Müllerschen Buches bedingt, ist die Tatsache, daß es ein Mann der Praxis und kein Theoretiker schrieb. „Die Wissenschaft hat nur dann einen sozialen Wert“, sagt Dr. Müller, „wenn ihre Ergebnisse praktisch anwendbar sind.“ Hunderte von Zuschriften haben bewiesen, daß die Jugend ebenso wie der erfahrene Schriftsteller sich hier angesprochen fühlen. Auch das Ausland interessierte sich für das Werk, das als einzige deutsche Dramaturgie der neueren Zeit auf der Film-Biennale in Venedig zu finden war und in das amerikanische Film-Schrifttum eingegangen ist. — Wolfgang Liebeneiner, der bekannte deutsche Filmregisseur, leitet das Buch mit einem Beitrag über das Thema „Spielleiter und Dichter“ ein. Das Werk führt durch die gesamte Theatergeschichte des Abendlandes vom Standpunkt der Dramaturgie aus und behandelt alle entscheidenden Fragen der Handlungsführung, der dramatischen Wirkungen und des richtigen, kunstgerechten Aufbaus des Theaterstückes, des Hörspiels und des Films. Dem 1953 in Mailand verstorbenen Verfasser widmet in einem Nachruf „In memoriam Gottfried Müller“ der bekannte Theaterwissenschaftler Prof. Dr. Otto C. A. zur Nedden Worte des Gedenkens.

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THEORIE DER KOMIK Über die komische Wirkung im Theater und im Film von GOTTFRIED MÜLLER Illustrationen von Horst Kranke KONRAD TRILTSCH VERLAG WÜRZBURG

Für die Praxis des Filmateliers und der Bühne, für Funk und Fernsehen, für die
Arbeit der Autoren und der Dramaturgen ist Gottfried Müllers Theorie der
Komik genau so ein Glücksfall, wie es seine Dramaturgie gewesen ist. Täglich
stehen wir Regisseure und Schauspieler vor der Entscheidung, auf welchem
von mehreren sich anbietenden Wegen eine komische Wirkung oder eine
Pointe wohl am sichersten zu landen sei. Praktiker haben sich häufig aus ihrer
Erfahrung einen bestimmten Trick entwickelt, den sie immer wieder, in
Variationen und teils mehr, teils weniger bewußt anwenden. Aber Regeln und
Rezepte gab es bisher nicht. Bei manchen meiner Kollegen, z. B. bei dem
berühmten Regisseur und Autor unzähliger, noch heute gespielter,
erfolgreicher Schwänke, bei Ernst Bach, ist eine Systematik nicht nur in der
Dramaturgie des Komischen, sondern auch bei seiner Regie erkennbar
gewesen. So ließ Bach den Komiker Walter Lantzsch in seinem Schwank „Der
keusche Lebemann“ beim zweiten Aktschluß hintereinander viermal bis drei
zählen, in Gedanken natürlich, aber in langsamerm, gleichmäßigem
Rhythmus: Beim ersten Zählen hatte Lantzsch überrascht auf die Umarmung
der Schauspielerin zu sehen, beim zweiten Mal mußte er sich mit dummem
Gesicht zum Publikum drehen, während des dritten Zählens setzte er sich
langsam auf einen Sessel und während des vierten „eins, zwei, drei“ rutschte
er vom Sessel auf den Fußboden. Während der ersten Phase gluckste das
Pulikum vor Überraschung, bei der zweiten begann es zu lachen, bei der
dritten schwoll das Lachen zum Orkan und während des vierten Zählens, beim
Hinunterrutschen, brach der Szenenapplaus hervor, in den hinein der Vorhang
fiel. Die Wirkung war genau berechnet und klappte immer. Warum es so war,
das könnte Bach, wenn er noch lebte, in Müllers „Theorie der Komik“
nachlesen. Diese Theorie ist nämlich, genau wie die „Dramaturgie“, aus der

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